Von Tankstellen zu Knotenpunkten – Kilowatt statt Kilometer

Sandra Ehlen, Chefredakteurin IM+io
Stellen wir uns eine Welt vor, in der Tankstellen überflüssig sind – eine Konsequenz aus nachhaltiger Digitalisierung unserer Mobilität. Die Automobilbranche erlebt derzeit den größten Umbruch ihrer Geschichte, angetrieben durch Digitalisierung, Klimaziele und neue Mobilitätskonzepte. Fahrzeuge entwickeln sich von bloßen Fortbewegungsmitteln zu rollenden Datenzentren, die Teil unseres Energiesystems werden. Um dies zu erreichen, müssen Unternehmen alte Geschäftsmodelle hinterfragen und flexible, intelligente Netze schaffen, die die Energiewende unterstützen. Die Vision einer digitalen, grünen Zukunft erfordert einen radikalen Perspektivwechsel und echte Ökosysteme für Mobilität und Energie.

Digitale Archäologie: Wie alte Daten neue Produkte formen

Thomas Schumacher, Roman Stephan, David Inkermann, Institut für Maschinenwesen, TU Clausthal
Jede neue Produktgeneration baut auf dem Wissen der vorherigen auf, doch oft gehen wertvolle Erkenntnisse verloren. Diese befinden sich in isolierten Modellen, verstreuten Datenbanken oder veralteten Dokumentationen und könnten entscheidend für effizientere Prozesse sein. Die Entwicklung cyber-physischer Systeme (CPS) erfordert daher eine intelligente Nutzung bestehender digitaler Modelle. Model-based Systems Engineering (MBSE) optimiert interdisziplinäre Entwicklungsprozesse durch formalisierten Modellierungssprachen. Wissensgraphen als strukturierte Datenbanken ermöglichen die gezielte Wiederverwendung von Systeminformationen, was die Effizienz und Nachhaltigkeit im Digital Engineering erheblich steigert.

Umweltfreundliche, mit Quilling versehene Elektroladestation mit eingesteckten Autos - Konzept für nachhaltige Automobiltechnologie im Scherenschnitt-Stil

Laden mit Weitblick: Pflicht oder Chance?

Stephan Engel, SMA
Die Parkplätze werden zunehmend Teil der Energiewende und bieten Potenzial für Ladelösungen von Elektrofahrzeugen. Unternehmen erkennen, dass diese Infrastruktur nicht nur einen Service für Mitarbeitende und Kund:innen darstellt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Besonders in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen eröffnen sich neue Einnahmequellen und nachhaltige Vorteile. Die Integration von Ladeinfrastruktur in bestehende Unternehmensstandorte stellt jedoch eine Herausforderung dar. Zukünftige Technologien wie bidirektionales Laden könnten Elektroautos zudem zur Netzstabilisierung nutzen.

AuRa-Hirn Lastenrad vor Hotel

Der leise Wandel: Lastenräder, die mitdenken

Stephan Schmidt, Michael Schmidt, Hochschule Merseburg, Tom Assmann Universität Magdeburg
Städte stehen vor Herausforderungen wie dicht gedrängten Straßen, steigenden Emissionen und ineffizienten Lieferprozessen. Während selbstfahrende Autos noch kämpfen, bieten automatisierte Lastenräder eine vielversprechende Alternative. Sie benötigen kaum Platz, verbrauchen nur 10 Prozent der Energie von Autos und zeigen bereits in ersten Feldversuchen bis zu 20 Prozent Effizienzsteigerung bei der Paketzustellung und Stadtreinigung. Prototypen dieser Räder können Personen folgen, Hindernissen ausweichen und bequem per Smartphone gerufen werden. Langfristig könnten sie auch für Bikesharing und flexible Transportdienste eingesetzt werden.

Darstellung eines intelligenten städtischen Transportsystems mit einem selbstfahrenden Bus

Linien adé, Flexibilität olé? On-Demand-Mobilität auf dem Prüfstand

Markus Haubold, Fahrgastverband PRO BAHN
Für viele Menschen im ländlichen Raum ist Mobilität keine Selbstverständlichkeit, da die letzte Busverbindung längst abgefahren ist und der nächste Supermarkt mehrere Kilometer entfernt liegt. Digitale Lösungen wie On-Demand-Mobilität könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie Fahrgäste flexibel und bedarfsgerecht befördern. Der Schlüssel liegt in der nachhaltigen Etablierung dieser Angebote und der Überwindung bestehender Herausforderungen bei der Integration in bestehende Verkehrssysteme. Rund 80 On-Demand-Projekte in Deutschland testen bereits flexible Mobilitätslösungen im ÖPNV, wobei eine Voranmeldezeit von maximal 30 Minuten als ideal gilt.

Lights Out, Daten an – Wie der Digitale Zwilling die Automobilindustrie umkrempelt

Daniel Lang, thyssenkrupp, Thomas Bleistein und Robert Becker, August-Wilhelm Scheer Institut
Die Automobilindustrie durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, der einst nach Science-Fiction klang. Produktionslinien, die von Robotern und digitalen Systemen gesteuert werden, arbeiten effizienter und präziser als je zuvor. Dennoch bleibt die Kommunikation und Zusammenarbeit der Menschen oft unbeachtet, obwohl sie entscheidend für den Erfolg sind. In dieser dynamischen Umgebung ist der Digitale Zwilling ein Schlüsselwerkzeug, das die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Produktion revolutioniert. Durch präzise Planung und integrierte Nachhaltigkeitskennzahlen ermöglicht er bereits in der Planungsphase nachhaltige Entscheidungen und trägt zur Reduzierung des Carbon-Footprints bei.